Märchenwiese

25.06.2012 15:33

 

 
Inhalt:
 
- Höllenritt nach Ferry Meadows 
- Nanga Parbat, 8'126 m
- Schnee-Wanderung
 
 
Höllenritt nach Ferry Meadows
 
Meine Hand hat eine weiss gelbliche Farbe. Ich kralle mich ultraverkrampft an das Dachgestänge vom kleinen Willy Jeep, welcher uns zur Märchenwiese oder auf englisch Ferry Meadows, bringen soll.
 
Die Strasse sei zu eng für Fridolin, haben uns die Jeep-Besitzer gesagt und spätestens jetzt glaube ich es Ihnen. Rechts von mir schiesst eine senkrechte Wand in den Himmel. Links kratzten die Räder vom schmalen Jeep an der Kante der holprigen Piste. Der Abgrund scheint Bodenlos zu sein und fällt ebenfalls Senkrecht ab. Vierhundert, sechshundert Meter? Keine Ahnung, aber bei einem Sturz in die Tiefe bleibt sicherlich genügend Zeit um den Liebsten, den Freunden, den Arbeitskollegen ja sogar der Schwiegermutter Lebewohl zu sagen. Eine wahnsinnige, verrückte aber für Adrenalin Junkies äusserst geniale Strasse. Für mich, einen von extremer Höhenangst befallenem Homo-Sapiens ist es ein Höllenritt der mehr Nerven gekostet hat als mein Kurbelwellen-Desaster. 
 
 
Nanga Parbat, 8'126 m
 
Als ich endlich festen Boden unter meinen Füssen weiss, lenke ich meine Gedanken an den vierstündigen Marsch zur Märchenwiese. Wir sind quasi die ersten Touristen in dieser Saison und die Hotels sind alle noch fest verschlossen. Im Dorf wird dann aber ein Hotelbesitzer ausfindig gemacht, welcher uns gleich auf der Wanderung begleitet.
 
Der Weg führt steil hoch... ohne Unterbrechung... es geht nur hoch. Völlig erschöpft erreichen wir Ferry Meadows am späten Nachmittag. Vor uns, in der tief stehenden Sonne, türmt sich ein gewaltiger Berg in die Höhe. Der Nanga Parbat, auch bekannt als Killer-Berg, ist zum greifen nahe. 
 
Atemberaubend, schlicht Atemberaubend ist der Anblick des 8'126m hohen Giganten. Ein riesiger Gletscher fällt ins Tal und endet kurz vor der Märchenwiese. Wow, Wow, Wow... ein fantastischer Ort, ein Ort wie aus einem Märchen. Shangri-La, das Paradies auf Erden... und wir mitten drin.
 
Von unserer kleinen Holzveranda des Bungalows sehen wir direkt zum North Face vom Nanga Parbat. Unbeschreiblich.
 
 
Schnee-Wanderung
 
Nico und mich zieht es am folgenden Tag weiter hoch. Wir durchwandern den Wald um zu einem Aussichtspunkt 300m höher zu gelangen. Der Weg verschwindet immer wieder im Schnee, welchen wir mühsam durchwandern müssen. 
 
Als wir auf der hochgelegenen Wiese ankommen steht der riesige Berg bildfüllend in unserem Weg. Weiter geht es dann aber nicht mehr und dunkle Wolken kündigen weiteren Schneefall an. Wir kehren um und freuen uns auf ein warmes Feuer in der Küche des kleinen Hotels. Unsere Füsse sind völlig durchnässt und die Nacht ist eisig kalt.
 
Am anderen Morgen geht es bei Regen zurück zur Strasse und mit dem verrückten Jeep unfallfrei zu unseren Autos. Ich habe gerade das Gefühl dass dieser Jeep-Ausflug viel mehr Risiko in sich barg als die gesamte Terroristen Gefahr in Pakistan. Mich schaudert s noch heute. 
 
 

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