Schneesturm im Langtang-Tal

11.04.2012 23:26

 

 
INHALT:
 
- Gipfelsturm / Schneesturm
- Der Aufstieg
- Letzte Etappe - Der Killer
- Fondue auf 3'830 m.ü.M.
- Eingeschneit
 
Gipfelsturm / Schneesturm
 
Vor uns steht eine grosse Thermosflasche mit dampfendem Schwarztee, unsere Gesichter sind zur Sonne gewendet. Um uns herum ist alles weiss, bedeckt mit einer 50 bis 100cm dicken Schneedecke. Im Hintergrund türmen sich Giganten des Himalayas, schneebedeckt, atemberaubend. Hinter uns fällt der Kyanjin Gletscher vom 7'225 m hohen Langtang Lirung in die Tiefe. Ein 360° Panorama das seines gleichen sucht.
 
Nach drei anstrengenden Tagen haben wir Kyanjin Gompa auf 3'830 m erreicht und dürfen endlich ausspannen. Vor ein paar Tagen hat hier oben ein Schneesturm gewütet und der Landschaft ein prachtvolles weisses Kleid verpasst. Für uns heisst dies dass weitere Exkursionen von hier nicht möglich sind, da alle Wege blockiert sind und es heisst auch dass wir kalte Nächte erwarten müssen. Minus 5 Grad ist es dann in unserem Zimmer in dem kleinen Guesthouse mit der immer lachenden tibetanischen Gastgeberin.
 
 
Der Aufstieg
 
Hinter uns liegt viel Arbeit. Ich habe meinen Rucksack probehalber auf 14-Tages-Expeditions-Niveau gepackt und tue mich schwer mit den 25kg. Eine meiner Rippen springt immer wieder aus deren Verankerung an der Wirbelsäule (eine alte "Kriegsverletzung") und beflügelt den Aufstieg auch nicht wirklich.
 
Der Weg führt von 1'500 m bis 2'500 m am ersten Tag. Haupsächlich laufen wir am Fluss entlang. Der Weg ist aber ein ständiges auf und ab und führt meist durch einen dichten Wald. Jeder hart erkämpfte Meter wünsche ich mir dass der Weg nicht wieder runter führt und jedes mal geht es wieder bergab. AAAAH und spätestens nach der dritten Kurve wieder bergauf.
 
Priti motiviere ich immer wieder mit Versprechungen dass der zweite und dritte Tag dann viel einfacher ist. DENKSTE! Auch ich bin überrascht vom zweiten Tag. Wieder sind gut 1000 Höhenmeter zu erklimmen und wieder führt der Weg meist sehr Steil durch den nun stark von Moos bewachsenen Wald. Die Umgebung erinnert mich gerade an "Herr der Ringe", ein verwunschener Märchenwald. 
 
 
Plötzlich endet der Wald und vor uns erstreckt sich eine weite Ebene auf gut 3'000 m.ü.M. geflankt von hohen Bergketten. Der Fluss tost in der Ferne vor sich hin und wir fühlen uns befreit von dem drückenden Wald. Nicht lange allerdings denn vor uns steht der Killer-Aufstieg. Lang und steil windet sich der Weg einen Hügel hoch. Oben gönnen wir uns eine Verschnaufpause und essen das von der Schweiz mitgebrachte Bündnerfleisch und Käse. Danke Mela für das Sponsoring, wir beide brauchten dringendst eine Stärkung.
 
Zwei Stunden später kommen wir völlig erschöpft in Langtang auf gut 3'500 m.ü.M. an. Hier ist schon alles verschneit und zehn Minuten nach unserer Ankunft ziehen düstere Wolken das Tal hoch und verdunkeln den Himmel urplötzlich. Der Nebel ist dicht und wir sind froh nicht mehr auf dem Weg zu sein. Hier entstand auch mein erstes ernst zu nehmendes Timelaps-Video: Viel spass beim anschauen... :)
 
 
Letzte Etappe - Der Killer
 
Der letzte "Go" nach Kyanjin Gompa auf 3'830 m war nicht mehr weit aber der knapper werdende Sauerstoff und der zum Teil stark vereiste und verschneite Weg machten uns wiederum zu schaffen. Gar nicht so einfach 25kg auf Eis zu balancieren!! :)
 
Ich glaube Priti's einzige Motivation in den letzten Metern war, mich einzuholen um mich um die Ecke zu bringen. Denn als wir den riesigen Felsbrocken erreichten, welcher von mir hoch und heilig versprochen, das Ende des Aufstiegs markieren würde, sie stattdessen aber dahinter noch ein Tal und noch ein Aufstieg erblickte. :o) Sorry Priti, aber Du wars't wirklich tapfer :) hi hi
 
 
Fondue auf 3'830 m.ü.M.
 
Als Belohnung für all die Strapazen freuten wir uns auf unseren Fondue-Abend in der gemütlichen Stube unseres Gästehauses. Wir baten unsere Gastgeberin um ein Feuer im Ofen und luden Sie gleich zum mitessen ein. Wir  liessen das mitgebrachte Käsefondue auf dem Stahlofen gemütlich köcherln, was der tibetanischen Dame zu langsam war. Harsch nimmt Sie mir den Topf aus den Händen und schmeisst in direkt in den Ofen auf das Feuer. Mit blossen Händen zieht sie diesen nach fünf Minuten wieder raus und fertig war unser Fondue. Super, da zeigt doch die Tibetanerin dem Schweizer wie man Käsefondue kocht... HA HA.
 
 
Eingeschneit
 
Und wie es so zu einem Fondue-Abend passt begann es draussen zu schneien. Der Schneesturm wurde intensiver und liess mich davon träumen richtig eingeschneit zu werden.
 
Am Morgen scheint dann wieder die Sonne und der nächtliche Schneefall verwandelt die ganze Landschaft in ein unberührtes weisses Kleid. Die Kälte treibt uns in die Küche wo wir Omelett mit tibetanischem Brot bestellen. Wir sind wieder fasziniert von der offensichtlichen Hornhaut unserer Gastgeberin. Die glühend heisse Kohle wird nämlich von Hand verschoben. Als Brennstoff dient Yak-Mist welchen wir als Yak-Kak bezeichnen. :)
 
Wir machen uns dann am gleichen Tag noch auf ins Tal und wandern in zwei Tagen zurück nach Syabrubesi wo Fridolin wohlbehalten auf uns wartet. (Wohlbehalten nur dank der Einsicht einiger Dorfbewohner. Ich habe doch tatsächlich Frido unter dem einzigen Baum geparkt, welcher am kommenden Tag eigentlich hätte gefällt werden sollen) Daanke dass Ihr mit diesem Event gewartet habt! :)
 
 

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